Unabhängig ob als Berufskollege oder Klient, nutzen Sie die Möglichkeit des Downloads von Dokumenten oder schauen Sie in die verschiedenenen Screenings, die ein erster Hinweis auf das Vorliegen psychischer Belastungen sein können.
Bei Fragen oder Anregungen bitte ich Sie Kontakt mit mir aufzunehmen.
Zum Umgang mit suizidalen Menschen & Patienten
In Deutschland suizidierten sich 2017 nach Angaben des Statis-tischen Bundesamtes (2019) 9.241 Menschen.
In der Altersgruppe der 15 – 29-jährigen war dies in rund 20 % aller Fälle die häufigste Todesart.
Rund die Hälfte aller Betroffenen hatte dabei in den letzten 6 Monaten vorher noch den Hausarzt konsultiert.
A Indikatoren für akute Suizidalität
1. Der Betroffene ist sozial isoliert bzw. hat sich in letzter Zeit zunehmend zurückgezogen.
2. Er wirkt hoffnungslos.
3. Er erlebt auf ihn eindrängende Suizidgedanken.
4. Der Betroffene distanziert sich auch nach ausführlichem Gespräch nicht von
Suizidideen/ -versuch.
5. Der Patient befindet sich in einer akuten psychotischen / realitätsabgerückten Episode.
6. Der Betroffene hatte bereits Suizidversuch in der Vergangenheit unternommen
B Präsuizidales Syndrom
1. Situative Einengung
Der Betroffene fühlt sich überwältigt, ist verzweifelt und weiß nicht mehr weiter. Außenstehende unterschätzen dabei leicht dessen Verletzlichkeit und sehen keine ausreichenden Gründe
für eine Gefährdung.
2. Einengung des Selbstwertgefühls
Der Patient erlebt sich als wertlos, unbedeutend und ggf. als Belastung für seine soziale Umwelt.
3. Einengung der zwischenmenschlichen Beziehungen:
Suizidgefährdete sind in der überwiegend psychisch vereinsamte Menschen mit erlebten Verlusterfahrungen (Lebenspartner, Anstellung, körperliche Integrität) und ohne echte Teilnahme an zwischenmenschlichem Austausch.
4. Einengung der Dynamik und gehemmte (Auto-) Aggression
Das Erleben des Betroffenen ist dominiert von Gefühlen und Wahrnehmungen der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit und zeigt zunehmend resignative Tendenzen. Früher erlebte Frustration und Wut richten sich nicht mehr nach außen, gegen die Verursacher, sondern gegen sich selbst, was zum Überhandnehmen von Suizidimpulsen führen kann.
5. Plötzlicher, unmotivierter Stimmungsumschwung
Folgen auf eine längere depressive Phase nicht nachvollziehbare abrupte Verbesserungen in der Stimmungslage kann das ein Hinweis auf den Entschluss zum Suizid sein.
C Fragen zur Abklärung
1. Haben Sie in letzter Zeit daran denken müssen, sich das Leben zu nehmen? Wenn ja, wie oft?
2. Haben Sie auch dann daran denken müssen, wenn Sie es nicht wollten? Konnten Sie diese Gedanken beiseite schieben?
3. Haben Sie konkrete Ideen oder Pläne wie Sie es machen würden?
4. Haben Sie Vorbereitungen getroffen? Haben Sie schon zu jemandem über Ihre Suizidabsicht gesprochen?
5. Haben Sie schon einmal einen Suizidversuch unternommen?
6. Hat sich in Ihrer Familie/ Ihrem Freundes- oder Bekanntenkreis schon jemand das Leben genommen?
C. Umgang mit Suizidgefährdeten
1. Haben Sie keine Befürchtung „schlafende Hunde zu wecken“; fragen Sie den Betroffenen direkt, ob er beabsichtigt oder schon einmal daran gedacht hat, sich das Leben zu nehmen. Eine solche direkte Frage entlastet ihn womöglich oder macht dem Patienten seine Suizidgedanken eventuell viel früher bewusst und damit bearbeitbar, als es sonst der Fall gewesen wäre.
2. Eruieren Sie wichtige Bezugspersonen des Patienten und binden Sie sie mit Einverständnis des Patienten in den Prozess mit ein.
3. Fragen Sie den Patienten, ob er versprechen kann, sich bis zum nächsten vereinbarten Termin nichts anzutun und verschriftlichen dies ggf. über einen Non-Suizid Vertrag.
4. Versichern Sie dem Patienten, dass er Sie rund um die Uhr anrufen kann, wenn die Suizidgedanken wieder zunehmen.
D. Was ist zu tun
1. Eruieren Sie das tatsächliche Ausmaß des Suizidrisikos.
2. Erfragen Sie wichtige Bezugspersonen des Patienten.
3. Klären Sie die Absprachefähigkeit des Patienten ab.
4. Wenn ein Patient Zeit und Ort für seinen geplanten Suizid angibt - „Ich werde mich am
Dienstag an einem Baum erhängen“ - dann gehört er wegen seiner Suizidalität in die
Klinik. Das ist ein Grund zur Zwangseinweisung.
5. Grundsätzlich gilt: Wenn Sie sich überfordert fühlen, überweisen Sie den Patienten an
einen Psychiater oder Psychotherapeuten oder an die Ambulanz der psychiatrischen
Klinik.
Achtung
Dieser Beitrag dient weder der Selbstdiagnose noch ersetzt er eine ärztliche oder psychotherapeutische Diagnose. Im Zweifelsfalle wenden Sie sich an den ärztlichen / psychiatrischen Notdienst unter: 116 117 oder die Telefonseelsorge unter 0800-111 0 111 / 0800 111 0 222-
Quellen: Universitätsklinikum Tübingen (2005); Schrauth & Rau (2005); Ringel (2001); Ergänzungen Bollhof (2019)
Lost Children
Der hier platzierte Link führt zu einem Textdokument, indem die sogenannten "lost children", Kinder aus suchtbelasteten Familien, in ihren Rollen und Erlebniswelten sowie mit den angemessenen Interventionsoptionen beschrieben werden.
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